Und immer wieder Golddeckung, Zins und Zinseszins

Einleitung

Auf der Facebookseite der Nachdenkseiten fand dieser Tage diese kleine Diskussion statt.

Ich nehme das zum Anlass, ein paar Sätze zum Thema Zins, Zinseszins und Golddeckunmg zu schreiben.

Was mir an dieser Diskussion vor allem auffiel, war die geradezu erotisierende Wirkung des Wortes Exponentialfunktion - ein Wort das ebenso unaussprechlich ist wie, das muß man leider sagen, für die überwiegende Mehrheit der Menschen unverständlich.

Letzteres macht nichts - denn Exponentialfunktionen sind zum Verständnis von Geld und Wirtschaft nahezu belanglos. Den Punkt, an dem sie das nicht sind, werde ich hier aufzeigen - und dazu braucht man keine Mathematik, da reicht gesunder Menschenverstand.

Das Märchen vom Gold

Zum Einstieg zitiere ich einen Beitrag aus der genannten Diskussion. "Enibas Lebets" schreibt:

Ja Sloty = Gold. Über die Deckung dieses Schuldscheins lässt sich fröhlich streiten. Die werden doch wieder nur mit Schuldscheinen beglichen. Schneeballsystem eben. nur 3-5% sind von den Banken wirklich gedeckt. Der Rest ist über Hebel verliehen. Wenn die Leute den Glauben in diese sehr dünne Deckung verlieren ist aus die Maus. Nur über neue Schulden, die auch bezahlt werden, können in diesem System die alten bezahlt werden. Wenn keiner mehr Schulden macht und die aktuellen Schulden nicht mehr zurückgezahlt werden können, war's das mit diesem Schneeballsystem und der Deckung der Schuldscheine.

Nun freue ich mich zwar, daß ich gelernt habe, woher das polnische Wort Złoty kommt und was es bedeutet. Nur hilft uns das ganze hier doch überhaupt nicht weiter: Gold ist eine Handelsware, wie jede beliebige andere Handelsware auch. Gold hat - und das hat es tatsächlich mit Geld gemeinsam - per se keinerlei Eigenwert.

Der Wert des Goldes defininiert sich ausschließlich nach seinem Tauschwert, also welche Waren bzw. Leistungen Menschen bereit sind, für eine gewisse Goldmenge herzugeben.

Was die Deckung von Schuldscheinen angeht: Ja, Geldscheine sind Inhaberschuldverschreibungen, die auf eine Notenbank bezogen sind.

(Ich finde es übrigen eigentlich ganz nett von mir, die betreffenden Worte mit dem erläuternden Wikipedia Artikeln zu verbinden, ich könnte das Googlen ja auch dem Leser überlassen, lernen wir das mal am Beispiel Notenbank, wie das geht. Ein gewisses Klientel macht mir das leider immer wieder zum Vorwurf.)

Und als konkretes Beispiel eignet sich die Bilanz der EZB.

Geld stellt immer eine Forderung dar, wenn ich etwas mit Geld bezahle, trete ich diese Forderung an den Geldempfänger ab. Im Falle von Geld ist dies eine Forderung einer Nichtbank gegenüber einer Bank und diese wird beim Bezahlen von einer Nichtbank an eine andere abgetreten, wobei die Bank für die Forderung haftet.

Das Märchen vom Zins

Das Märchen von der Exponentialfunktion

Das Wort Exponentialfunktion ist ärgerlich. Und es regt mich auf, daß es Leute gibt, die es auswendig lernen, es mit rollenden, weit aufgerissenen Augen und mit bebender Stimme in raunendem Tonfall geradezu wollüstig aufsagen. Leute, die großenteils in ihrem Leben keine Schule gesehen haben, außer vielleicht um davor das Trottoir zu kehren.


Es geht bei Geld immer um Wertverhältnisse: Wieviel Pferd kostet ein Huhn. Wieviel Ei kostet ein Auto. Wieviel Milch kostet ein Löffel.

Die Relationen klingen zwar ungewohnt - aber so funktioniert Geld.



Pferd                   Preis von Pferd (z.B. in Euro)
----------------= -------------------------------------
Huhn                    Preis von Huhn ( z.B. in Euro)


Da kürzt sich das Geld raus, und solange diese Wertverhältnisse gleich bleiben, ist es völlig egal, wie groß eine Geldmenge wird - und wie sehr sich der Josephspfennig mit Zins und Zinseszins vermehrt.

Und es ist dabei egal, ob wir in Euro, Yen oder USD rechnen.
\frac{Pferd}{Huhn} = \frac{Preis von Pferd (z.B. in Euro)}{Preis von Hun (z.B. in Euro)}