Eine Lehrstunde mit Heiner Flassbeck

Kommentare zum Vortrag «Europa braucht einen Neuanfang» von Heiner Flassbeck.

Vor einigen Tagen hat Andreas Heil auf Facebook die folgende Diskussion angestoßen. Er kommentierte den eingangs genannten Votrag von Heiner Flassbeck mit dem Worten: "Eine Lehrstunde, die es in sich hat: Heiner Flassbeck erklärt sehr anschaulich und ideologiefrei das eigentliche Problem Europas mit dem deutschen Elefant im Porzellanladen und einer Wirtschaftspolitik, die den Grundsätzen elementarer Logik widerspricht."

Einige Erläuterungen zum Vortrag

Vorab der allfällige Hinweis: Ich bin ökonomischer Laie. Dennoch versuche ich, zum Vortrag einige Eläuterungen zu ergänzen, die das ganze etwas besser verständlich machen sollen. Das ganze ist auch für mich ein Versuch, an das Thema heranzuarbeitem. Für Korrekturen und Anregungen bin ich dankbar.

Zum Einstieg: Nach Flaßbecks Auffassung ist der Euro die Fortführung des EWS mit anderen Mitteln. Er komplementiert damit die Auffassung von Oscar Lafontaine der den Gedanken in die Diskussion geworfen hat, wieder zum EWS zurückzukehren.

Nach Lafontaine könnten wir zurück zum EWS - nach Flassbeck können wir mit dem Euro weitermachen - aber um Gottes Willen nicht so wie jetzt.

Um das zu verstehen, sollten wir uns an die Geschichte des Währungssystems erinnern. Und daran, daß es mal ein europäisches Projekt gab, in dem die europäischen Staaten gemeinsam in politischer, und das bedeutet notwendig: wirtschaftlicher Stabilität leben wollten.

Dieser Zielsetzung hat sich auch Deutschland verpflichtet gefühlt, dies fand 1967 seinen Niederschlag im Stabilitäts- und Wachstumsgesetz das in der Zeit der Großen Koaltion vom 1966 bis 1969 unter Kanzler Kurt Georg Kiesinger vom damaligen Wirtschaftsminister Karl Schiller verantwortet wurde.

Karl Schiller hat seine Vorstellungen vor allem am Magischen Viereck verdeutlicht.

Ein wesentlicher Punkt im Magischen Viereck ist die Forderung nach außenwirtschaftlichem Gleichgewicht. Dieser Punkt ist so elementar, daß ich darauf einen Exkurs verwenden werde.

Auf europäischer Ebene wurde 1970 der Werner Plan vorgelegt, der den Weg in eine Währungsunion vorgeschlagen hat. Die Folgeentwicklung war der Europäischer Wechselkursverbund. Diese Entwicklung lag in zeitlicher Nähe zum Zusammenbruch des Bretton-Woods-Systems 1973.

Aus heutiger Sicht liest sich das ganze wie der äußerst vernünftige und vorausschauende Entschluß, dem sich auflösenden Bretton Woods System ein europäisches Komplement gegenüber zu stellen und die Lage in Europa zu stabilisieren.

Nun aber zum angekündigten, notwendigen Exkurs zum Thema Handelsbilanzen. Und allein hier wird dem Leser auffallen, daß das barbarische Geschwätz mancher Dilettanten in Politik und Wirtschaft mit Galeerenhaft noch zu gnädig bestraft wäre.

Ausgeglichene Handelsbilanzen

Es ist spätestens seit David Hume und Adam Smith und der Kritik des Merkantilismus gleichermaßen bekannt wie anerkannt, daß stabile wirtschaftliche Beziehungen zwischen Nationen eine ausgeglichene Außenhandelsbilanz erfordern.

Der Lateiner redet von "quit pro quo", die Spieletheorie redet von "tit for tat", geben und nehmen geht nur gleich gegen gleich und auf Augenhöhe, alles andere ist Murks.

Wenn also Nationen stabile Beziehungen zum Ausland anstreben, und ich nehme für Deutschland einmal an, daß es das tut, wird es ausgeglichene Handelsbilanzen anstreben. Bemerkenswerterweise war das, wie oben erwähnt, ein wesentlicher Punkt im Magischen Viereck Karl Schiller. Die damalige große Koaliton hat also noch so etwas wie wirtschaftliche Verantwortung wahrgenommen und nicht Europa für einen Selbstbedienungsladen gehalten, den Deutschlad nach Belieben ausnehmen und zugrunderichten darf.

Eine Möglichkeit das außenwirtschaftliche Gleichgewicht zu befördern sind angemessene Wechselkurse. Einfach gesagt kann ein Land mit einem Außenhandelsdefizit seine Währung abwerten, um den Export zu stärken und den Import zu schwächen, ein Land mit Außenhandelsüberschuß kann seine Währung aufwerten um den umgekehrten Effekt zu erreichen. Heiner Flassbeck geht darauf zu Beginn seines Vortrags ein.

Die Vorstellung "idealer Wechselkurse", die dauerhaft zu einer ausgeglichenen Handelsbilanz führen würden, ist dabei nicht realistisch. Die Produktivität eines Landes kann sich ändern, die Nachfragesituation ist nicht immer dieselge. Dennoch findet sie ihren Niederschlag in den Konvergenzkriterien des Vertrages von Maastricht. Dort heißt es:

Wechselkursstabilität: Der Staat muss mindestens zwei Jahre lang ohne Abwertung am Wechselkursmechanismus II teilgenommen haben. Dabei darf die Währung des Landes nur in einer bestimmten Wechselkursbandbreite (meist 15 %) vom Eurokurs abweichen; bei größeren Abweichungen muss die Zentralbank des Landes intervenieren.

Mit der Einführung des Euro in der Europäische Wirtschafts- und Währungsunion ist die Möglichkeit der Auf- und Abwertung innerhalb der Euro-Zone nicht mehr gegeben. Dennoch ist man vermutlich von der idealen Voraussetzung ausgegangen, daß man stabile Wechselkurse hatte, diese hatte man gegenüber dem ECU gerechnet - man mußte dieses Buchgeld nur mit einem etwas eleganteren Namen versehen und als Barged in Umlauf bringen - und der Euro war geboren.(Die Schwaben werden einem der bekanntesten Söhne aus dem bayerischen Regierungsbezirk Schwaben, dem Vater des Euro für die Namensgebung ewig dankbar sein.)

Nun haben wir die Möglichkeit der Auf- und Abwertung (wegen erwünschter bzw. definierter Überflüssigkeit) abgeschafft - nun ist die Realität aber komplexer und die Handelsbilanzen sind nicht dauerhaft ausgeglichen. (Zumindest deuten unbedeutende Gerüchte in diese Richtung.)

Was tun? - sprach Zeus.

Ich fasse es nochmal zusammen: Die Währungsunion ist der Versuch, ausgeglichene Handelsbilanzen ohne Zentralbankintervention bei den Wechselkursen zu erreichen. Und damit sind wir mit dem Exkurs fertig. Und kommen zum eigentlichen Thema von Flassbecks Vortrag: Wie erreichen wir ausgeglichene Handelsbilanzen ohne Wechselkursinterventionen.

Wie erreichen wir ausgeglichene Handelsbilanzen ohne Wechselkursinterventionen

Der wesentliche Gedanke, den Heiner Flassbeck in seinem Vortrag vertritt, ist, daß es möglich ist, ausgeglichene Handelsbilanzen zu erreichen, wenn die beteiligten Länder dieselbe Inflationsrate anstreben. Und dies erreicht Flassbeck mit an die nationale Produktivität angekoppelten Lohnkosten, in der Folge wird durch die Lohnstückkosten die gewünschte Inflationsrate erreicht.

Aber der Reihe nach:

Zeit Kommentar
1:05 Was ist eine Währungsunion?
2:50 Exkurs: Schweiz steht unter Aufwertungsdruck.
3:45 Exkurs: Österreich, feste Wechselkurse.
5:48 Eigentliches Ziel einer Währungsunion: Man einigt sich auf eine gemeinsame Inflationsrate. In der Eurozone 1,9%.
7:00 Wie erreiche ich eine gemeinsame Inflationsrate?
7:15 Kurzkritik am Monetarismus.
7:50 Die Preise kommen von den Löhnen.
8:15Zusammemhang Löhne (Lohnstückkosten) Inflation. Ergebnis: Ein Land muß seine Löhne 2% über der eigenen Produktivität zu erhöhen, um 2% Inflationsrate zu erreichen.
10:00Die Situation im Deutschlamd.
https://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=R-3vQzAvRfk#t=14
Europa braucht einen Neuanfang von http://www.flassbeck.de/ Heiner
Flassbeck

https://de.wikipedia.org/wiki/Lohnst%C3%BCckkosten

Wikipedia-Artikel zu Inflation
vor allem zum Unterthema Ursachen/Gründe.

https://de.wikipedia.org/wiki/Wirtschaftswachstum

Zu Wechselkursen:

Zum Monetarismus:
Monetarismus

Hier muß noch die Kritik von Andreas Heil rein, warum der Monetarismus so nicht geht.
Auch ist der Hinweis wichtig, daß die Bundesbank 1974 auf die monetaristische Linie gegangen ist. 
Ein Problem ist z.B. die Geldmenge, die niemand wirklich bestimmen kann. Letztlich setzt die monetaristische 
Abbildung von Geld auf Warenwert in einer Planwirtschaft möglich, in einer Marktwirtschaft geht das nicht.

Zur Inflation: Man könnte Flassbeck dahingehend mißverstehen, Deutschland hätte nicht verstanden, woher Inflation kommt.
Das wäre erweislich falsch. 
Dr. Marc Beise führt uns
in "Gegen den Mindestlohn spricht fast alles" 
vor, daß negatives Verständnis möglich ist. 


https://de.wikipedia.org/wiki/Debitismus

Lehrstuhl für Institutionenökonomik
Universität
Bayreuth
Arbeitspapier Nr. 2
Stuart Enghofer, Manuel Knospe
Verschuldung, Geld und Zins  
Grundlegende Kategorien einer Wirtschaftstheorie

Dort heit es auf Seite 13:

Zitat Anfang
2. Das Geld
 Es ist widersprüchlich, Prozesse zu diskutieren, welche annahmegemäß  ohne Geld gar nicht stattfinden können, und gleichzeitig anzunehmen, es gäbe kein Geld oder dieses hätte keinen Effekt .  Friedrich August v. Hayek 

Zitat Ende

Vermutlich ist Hayek wie ein kleines Kind vor Freude auf seinem Stuhl herumgehopst, als er diese geschwolle Wortliste emaniert hat.
Wenn ich auf dem Klo Klopapier vollmache, spüle ich es weg. Und lasse es nicht als "Veröffentlichung" erscheinen.

Etwas zu Trennbanken:
http://de.wikipedia.org/wiki/Glass-Steagall_Act
http://de.wikipedia.org/wiki/Bankensystem#Trennbankensystem
http://de.wikipedia.org/wiki/Bankgesch%C3%A4ft

Zu Zins:
Zins und Inflation


Literatur: