Heiner Geißler

   * 3. März 1930    † 12. September 2017

 

Eben erreicht mich die Nachricht, daß Heiner Geißler gegangen ist. Hier ist die Meldung der Tagesschau

Ich weiß niemanden, der mich im politischen Denken mehr geprägt hätte als Heiner Geißler. Oft habe ich mich über ihn geärgert, oft habe ich mich über ihn gefreut, gleichgültig war er mir nie. In seiner Geradlinigkeit und gedanklichen Schärfe war und ist er sicher nicht nur mir ein Vorbild.

Niemand hat den Aufruf μετανοεῖτε, "Wandelt den Sinn!", der meist mit "Tut Buße" übersetzt wird, mehr verinnerlicht und gelebt. Ständig hat er seine Positionen überprüft, hinterfragt, wo nötig geändert oder korrigiert. Seine Klugheit, Weltoffenheit und die Weite seines Geistes waren beispielhaft.

Nun müssen andere an seine Stelle treten, auch wenn ich derzeit niemanden sehe, der in den Schuhen, die Heiner Geißler hinterlassen hat, laufen könnte.

 

 

Einiges wird in Erinnerung bleiben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Abwahl von Helmut Schmidt

Ich habe die Wende (Bundesrepublik Deutschland) am 1. Oktober 1982, also vor fast 35 Jahren, sehr emotional verfolgt und bin auf die Playlist Regierungswechsel 1982 - Schmidt gegen Kohl (Chronologisch) gestoßen.

Heute habe ich mir die Reden von Hildegard Hamm-Brücher und Heiner Geißler zum ersten Mal nach 35 Jahren wieder angehört, ich habe die Debatte damals live im Fernsehen mitverfolgt. Tatsächlich sind nicht alle Szenen, die sich damals abgespielt haben, ich meine mich an eine weinende Hildegard Hamm-Brücher zu erinnern, die von Heiner Geißlers Rede tief getroffen war, in der Playlist zu sehen.

Aber ich sehe und höre diese Reden heute, nach 35 Jahren, anders, als ich sie damals gehört habe. Ich überlasse es dem Leser, sich hier ein eigenes Bild zu machen.

Tatsächlich komme ich zu dem Schluß, den auch Willy Brandt in seiner Rede antizipiert hat, und den viele nach ihm, u.a., wenn ich mich recht erinnere, Roman Herzog, daß es gut wäre, dem Bundestag, wenn auch mit hohen Hürden, das Recht zur Selbstauflösung und der Herbeiführung von Neuwahlen einzuräumen. Die Mütter und Väter des Grundgesetzes haben aus nachvollziehbaren Erwägungen von einem solchen Recht abgesehen, der Vorgang von 1982 und auch Schröders Vertrauensfrage 2005 zeigen das schwer erträgliche Gewürge, daß sich ergibt, wenn eine Regierung innere Risse bekommt bzw.  unter dem Eindruck der politischen Wirklichkeit ihre Ausrichtung fundamental ändern will oder muß - und es dann keine Möglichkeit gibt, dem Souverän die Frage eines möglichen Regierungswechsels zur Abstimmung vorzulegen.

Gespräche bei dbate

Heiner Geißler 1/3 – Wahlversprechen und Lügen
Heiner Geißler 2/3 – CDU-Spendenaffäre und Bestechlichkeit
Heiner Geißler 3/3 – Afghanistan-Einsatz und Finanzkrise