Tauschringe sind auch keine Lösung

Eine ganz besondere Fehlentwicklung als Folge von Hartz IV ist das zunehmende Entstehen von Tauschkreisen, wobei der Wikipedia-Artikel durchaus noch auf die steuerrechtliche Wertung dieser Sachverhalte eingeht.

Ein Handbuch "LETSysteme und Tauschringe Ein Handbuch über Formen und Ausgestaltungsmöglichkeiten lokaler Verrechnungssysteme" wird hier zum Download angeboten.

Auf dieser "Hauptseite zu Tauschringen" finde ich dazu nicht mal mehr Alibi-Anmerkungen, ich finde nur in einer der ersten Zeilen bereits das im deutschen nicht existente Unwort "Problematik". (Sollte das Wort im Duden stehen, ist das ein Schreibfehler, der der Redaktion entgangen ist. Man möge sie darauf hinweisen. Zivilisierte Menschen gebrauchen auch eine zivilisierte Sprache, ich reagiere auf den Gebrauch unzivilisierter und unangemessener Wortbildugen allergisch.) Ein Beispiel für einen solchen Tauschring ist Nordpool in Stuttgart, wo auch schon das Kernproblem "unausgesprochen beim Namen gennant wird". Natürlich geht es bei Tauschringen praktisch immer um eine Form der des Schwarzmarktes. Da als Folge von Lohndumping und Hartz IV aber mittlerweile ein normaler Mensch gar nicht mehr genug Bargeld abzweigen kann, um Schwarzarbeiter zu bezahlen, sogenannte Vertrauliche Transivtive Nachbarschaftshilfe mach dem Prinzip "Irgendwas geht immer", braucht man früher oder später eine Notenpresse für Schwarzgeld. Bei "Nordpool" nennt sich letzteres Eiswürfel.

Das eigentiche Problem bei Tauschringen kann man sich in den Inflationen von 1923 und nochmehr nach dem WK II ansehen: Es entwickelt sich eine eigenständige Nebenwährung ("Zigarettenwährung") und die so entstehende Schattenwirtschaft läuft "am Finanzamt vorbei". Auf lange Sicht ist die Konsequenz einer solchen Entwicklung eine zunehmende Entstaatlichung, weil dem Staat notwendige Einnahmen wegbrechen.

Es werden also auf Dauer Schulen, Universitäten, Gerichte, Behörden, Polizei etc. zum unbezahlbaren Luxus, weil der Staat einfach nicht mehr das Geld hat, diese zu bezahlen.

Die Folgen einer solchen Entwicklung lassen sich sehr schön in dem Fernsehmehrteiler Ein Mann will nach oben beobachten. Vor allem in den letzten Folgen wird das nahezu völlig entstaatlichte Deutschland gezeigt. Die Folgen sind in Youtube verfügbar:

Der Talente Tauschring Hannover bezeichnet sich dabei "erweiterte Nachbarschaftshilfe", die "Währung" sind "Talente". Hier ein Pressebericht.

Hier noch ein Pressebericht und ein Verweis auf Tauschkreise in Österreich. Dabei ist das Zeit statt Geld schon bezaubernd. An dieser Stelle wird erkennbar, daß man Forderungen ansparen kann, man kann Forderungen aufbewahren, also da ist schon nicht mehr zu verberg en, daß hier ein Einlagen- und Kreditgeschäft betrieben wird. Ob der "Talente-Tauschkreis Salzburg" freilich über eine Banklizenz verfügt, weiß ich nicht zu sagen.

Mit Tauschrausch existiert für die "Nachbarschaftshilfe" sogar ein professionelles Buchhaltungsprogramm.

Wenn sich Tauschringe dann auch noch an Altenpflege wagen, läuft es mir freilich eiskalt den Rücken herunter. Was "sparen" sich die Menschen denn da an, wenn sie bei so einem Tauschring "Pflegestunden" ansparen? Ich sehe mit keinem Wort, wer für die hier angesparten Forderungen haftet!

Der Tauschring Freilassing hat denn auch eine Handreichung herausgegeben, die "Tauschern" die Abgrenzung zur Schwarzarbeit erleichtern soll.